Der Legende nach brachte der Mönch „Phra in Tha“ die Tradition des Schirmmachens vor über zweihundert Jahren von der burmesisch-thailändischen Grenze in das Dörfchen Bor Sang nahe Chiang Mai im Norden Thailands.
Von Generation zu Generation wurde nun das Wissen über die Herstellung der Papierschirme weitergegeben. Die Hauptproduktionszeit dafür waren die Wochen und Monate nach der Reisernte. In den bäuerlichen Betrieben der Region fand Arbeitsteilung statt. Eine Familie konzentrierte sich auf die Erzeugung des Schirmgerippes, eine andere auf die Papierherstellung, eine weitere auf den Zuschnitt der Weichholzteile. Im Ort Bor Sang wurden die Teile dann gesammelt, zusammengefügt und von dort in der Region – hauptsächlich an die ortsansässigen Mönche – vertrieben.
In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts sahen viele dieser Nebenerwerbs-Schirmerzeuger keine Zukunft mehr in der Schirmproduktion. Sie gingen nach Chiang Mai oder in umliegende Kleinstädte. Doch der Tourismus wuchs langsam und begann die Schönheit und die traditionellen Produkte der Region zu entdecken. Der damalige Tour-Guide Thavil Buacheen aus Bor Sang witterte seine Chance: einerseits einen lukrativen Geschäftszweig zu entwickeln und andererseits dadurch die Technik der Schirmerzeugung als lokales kulturelles Erbe am Leben zu erhalten. Dieses „andererseits“ sollte in den folgenden Jahren immer wichtiger für ihn und seine Familie werden. Khun Thavil gründete das Umbrella Making Center, in dem er die besten bäuerlichen Schirmproduzenten der Gegend dazu einlud, bei ihm vor Ort in einer Art lebendigen, „gläsernen“ Manufaktur ihr Handwerk aus zu üben.
Mittlerweile wird das Umbrella Making Center, wie etliche erfolgreiche Unternehmen in Thailand, von einer Frau geführt – von der Tochter des Gründers: der beeindruckend dynamischen, eloquenten, begeisterten, über das Handwerk im besten Sinne philosophierenden Khun Kannika Buacheen. Unter ihrer Führung begann das Unternehmen zu expandieren und sie kurbelte den Export derart erfolgreich an, dass sie nun auf Kunden aller Kontinente verweisen kann, die ihre handgemachten Schirme und Fächer schätzen. Alle Produkte werden wie eh und je in traditioneller Handwerkstechnik aus den überlieferten, durchwegs natürlichen Rohstoffen erzeugt:
Weichholz für den Kopf
Bambus für die Rippen und den Stiel
handgeschöpftes Papier, gewonnen aus der Rinde des Maulbeerbaums
das fermentierte Sekret der Khakifrucht als natürliche Versiegelung und Schutz gegen Sonne und Regen
Als Werkzeug werden lediglich ein gutes Messer, ein Handbohrer und Pinsel benötigt.
Es entstehen farbenfrohe Kunstwerke, die längst nicht mehr nur den Mönchen als schattenspendendes Utensil bei der Meditation dienen,. Als Regen- und/oder Sonnenschutz sowie als Dekorationsobjekt im Interior Design für den In- oder Outdoor-Wohnbereich haben die Schirme aus Bor Sang ihren Siegeszug um die Welt angetreten.
Ein Besuch im Umbrella Making Center verleitet zum Großeinkauf von kunstvollen Schirmen aller Art – nicht nur, weil sie wunderschön aussehen, sondern insbesondere, weil man ihren Wert noch mehr schätzt, nachdem man jeden Handgriff der flinken, unvorstellbar geschickten Hände der Schirmmeister und -meisterinnen vor Ort beobachten konnte.