Was hat ein Schneckenzüchter mit Boxen zu tun? Und wie passt ein Kampfsport zur MEISTERSTRASSE? Master-Boxer Andreas Gugumuck hat die passenden Antworten.
Interview: Hannes Kropik
Fotos: Kollektiv Fischka/Kramar
Schneckenzüchter Andreas Gugumuck, Jahrgang 1974, steigt am 7. April erstmals nach 18-jähriger Kampfpause im Rahmen der Bounce-Fight Night in der Wiener Albert-Schulz-Halle in den Boxring und kämpft im Weltergewicht (bis 69 Kilo) gegen den drei Jahre älteren Konzert-Veranstalter Thomas Zsifkovits.
Herr Gugumuck, wie kommt ein Schneckenzüchter zum Boxen?
Die Schnecke selbst ist ein uraltes Nahrungsmittel. Der Homo erectus hat ja ursprünglich keine Antilopen gejagt, sondern das gegessen, was er mit der Hand fangen konnte. Schnecken sind reich an Proteinen und dem Schilddrüsenhormon T3 – und dieses wiederum ist auch für Sportler sehr wichtig. Ich beschäftige mich natürlich viel mit der Frage nach der richtigen Ernährung und Lebensweisen. Tatsache ist, dass wir heute im Prinzip alle Diplomaten geworden sind und niemand mehr wirklichen physischen Stress hat. Wir müssen uns im Alltag normalerweise keinen Gefahren stellen. Wir benutzen öfter unser Gehirn als unsere Muskulatur, aber um langfristig gesund zu bleiben, sollten wir uns einfach viel mehr bewegen. Um gesund alt zu werden, sollten die Vorteile von Diplomaten und „Kämpfern“ individuell kombiniert werden.
„Tatsache ist, dass wir heute im Prinzip alle Diplomaten geworden sind und niemand mehr wirklichen physischen Stress hat. Wir müssen uns im Alltag normalerweise keinen Gefahren stellen.“
Die richtige Ernährung hilft offenbar auch, das Gewicht zu halten. Sie kämpfen heute noch in der gleichen Gewichtsklasse wie in Ihrer Jugend.
Ich habe als Jugendlicher mit Kickboxen begonnen und bin dann auf der Uni zum klassischen Boxen umgestiegen. Mit 19 Jahren war ich 1999 Wiener Neulings-Meister im Weltergewicht, das damals bis 68 Kilo gegangen ist. Heute darf man in dieser Klasse bis 69 Kilo antreten. Mit dem Boxen habe ich damals wieder aufgehört, aber dank der richtigen Ernährung kann ich heute immer noch in dieser Klasse boxen. Ich bin damit mein bestes Testimonial für Schnecken (lacht).
Andreas Gugumuck und Marcos Nader: train like Rocky …
Wie kam es jetzt zum Comeback?
Bei der Wiener Handwerksmesse 2017 (Anm.: bei der auch einige MEISTERSTRASSE-Partnerbetriebe ausgestellt haben) hatte ich meinen Stand gegenüber dem des Grazers Designers Paul Stajan. Ich habe gesehen, dass er mit einem kleinen Kind spielerisch eine Schlagschule macht und so sind wir dann ins Reden übers Boxen gekommen. Er hat mir vom Master-Boxing erzählt und dass er das jetzt auch in Graz, wo er in seinem Verein Boxunion Heros selbst aktiv ist, gerne etablieren möchte. Das kannte ich bis dahin noch nicht: In den USA ist es für Menschen zwischen 40 und 60 (*) schon länger möglich, offiziell gegeneinander zu kämpfen. In Österreich ist es noch relativ neu, bis vor Kurzem war es für über 40-Jährige nicht möglich Box-Wettkämpfe zu bestreiten.
Diese Messe war im November – da war relativ wenig Zeit für die Vorbereitung auf den Kampf am 7. April …
Seit Jänner trainiere ich wieder regelmäßig mit Vollgas, zuletzt vier- bis fünfmal pro Woche. Ob es reicht, werden wir am Samstag sehen – in einem Jahr würde ich mich aber wahrscheinlich sicherer fühlen. Andererseits ist es auch eine riesige Chance, immerhin gibt Marcos Nader an diesem Abend sein Comeback!
Der auf Ibiza geborene Wiener Marcos Nader (links), 28, galt lange Zeit als Österreichs bester und hoffnungsvollster Boxer. 2013 war er EU-Meister, seit 2014 hatte er wegen hartnäckiger Ellbogenprobleme keinen Profikampf mehr bestritten. Sein Comeback-Fight gegen den Serben Darko Knezevic wird am 7. April auf ORF Sport + live und auf laola1.tv übertragen.
Was wissen Sie über Ihren Kontrahenten Thomas Zsifkovits?
Wir sind beide Linksausleger (Anm. für Nicht-Boxer: beide sind Rechtshänder), aber er ist sicher der größere Sportfanatiker als ich. Und er hat sicher auch mehr Routine als ich. Wir trainieren zwar im gleichen Boxclub, aber ich habe ihn erst vergangene Woche kennengelernt. Er wirkt sehr fit und dürfte technisch auch sehr gut sein.
Was erwarten Sie von dem Kampf?
Ich habe 1999 meine beiden Kämpfe gewonnen und steige also quasi ungeschlagen in den Ring. Es wäre ärgerlich, diesen Kampfrekord mit einer Niederlage zu zerstören (lacht). Mir geht es aber auch darum zu zeigen, dass Boxen kein brutaler Sport ist. Vor allem ist es mental eine riesige Herausforderung, denn im Ring bist du wirklich ganz auf dich alleine gestellt. Überhaupt ist Boxen ein genialer Sport und auch für die Gesellschaft extrem wichtig: Du holst Jugendliche von der Straße und Computern weg und sie lernen, sich diszipliniert an die Anweisungen eines Trainers zu halten.
Der Kampf ist auf 3 x 2 Minuten angesetzt. Das klingt nach nicht besonders viel …
… ist aber die Hölle! Schon im Training kommen dir 30 Sekunden volle Power wie drei Minuten vor …
Tickets gibt es bei Wien Ticket. Weiterführende Links:
www.gugumuck.at/derboxer
www.bounce.at/master-boxing
http://boxverband.at/index.php/master-boxing-division
http://tv.orf.at/orfsport+
(*) Anmerkung: Beim Master-Boxing kämpfen nur Boxer in der gleichen Gewichtsklasse mit einen Altersunterschied von maximal fünf Jahren gegeneinander. Die Fighter tragen Kopfschutz, Zahnschutz und Tiefschutz, geboxt wird mit 16 Unzen schweren Handschuhen.